Tipps für deine Sortimentsgestaltung: Ist weniger mehr? Und wie viel ist zu viel?

von | 27. Oktober 2018 | Sortimente gestalten | 0 Kommentare

Frage einer Auszubildenden im Süd-Nord-Kontor, Hamburg: „Warum kaufen die Weltläden bei uns eigentlich von jedem Artikel immer nur ein Stück ein? Das ergibt doch gar keinen Sinn!?“

Wie viel soll ins Regal?

Tja… Da hat unsere Auszubildende ein Problem der Sortimentsgestaltung gut auf den Punkt gebracht. Viele Weltläden kaufen nur Einzelteile ein – um eine möglichst breite Auswahl präsentieren zu können oder weil sie nicht sicher sind, welches Produkt ihren KundInnen besser gefällt. Das führt aber dazu, dass im Regal dann eher ein unübersichtliches Sammelsurium von Einzelstücken ausgestellt wird statt eines optisch runden Sortiments. Hochpreisige und hochwertige Artikel wie z.B. Ledertaschen sollen natürlich als exklusive Hingucker in Szene gesetzt werden. Aber kleinere, niedrigpreisige Waren und Massenartikel (Becher, Kerzen, Specksteinfiguren, Seifen, …) sollten immer mehrfach vorhanden sein, ggf. in unterschiedlichen Farben. Das gibt der optischen Gestaltung Ruhe, macht die Warengruppe für die Kundin überhaupt erst erkennbar – und ist im Einkauf und bei der Preisauszeichnung deutlich effizienter.

Auf eine ausreichende Stückzahl achten

Hinzu kommt, dass KundInnen eher zugreifen, wenn mehrere gleiche Artikel vorhanden sind. Das Produkt wirkt dann „beliebter“, Einzelstücke können hingegen den Eindruck von übriggebliebenen Restposten erwecken. Man kann auch ähnliche Produkte in Reihen (Kerzenhalter in verschiedenen Größen und Formen) oder Stapeln (Geschirrtücher und Topflappen) präsentieren, um den Eindruck einer großen Auswahl zu verstärken. Achtet also beim Einkauf auf eine ausreichende Stückzahl jedes Artikels – nicht nur, wenn er im Schaufenster präsentiert werden soll. Ihr spart damit Zeit und eure Warenpräsentation wird attraktiver.

Blickfänge schaffen

Bei der Bestückung der Regale ist es wichtig, vor allem die Waren in der besonders verkaufsstarken Sichtzone sorgfältig zu präsentieren, also in den Regalböden in der Höhe von ca. 120-170 cm. In den oberen und unteren Böden wird der Nachschub (auch in anderen Farben und ähnliche Artikel) übersichtlich in Reihen oder Körbchen angeboten. So präsentiert man in der Blickzone den KundInnen die Themenwelt als attraktiven Blickfang und kann insgesamt trotzdem viel Ware im Regal unterbringen.

Dabei sollte man beachten, große und schwere Produkte eher ganz unten auszustellen. Das Regal kippt sonst optisch nach vorn und wirkt unausgewogen. Kleinteilige Artikel sollten nicht auf dem untersten Regalboden landen, sondern gestapelt, in Körbchen oder Schalen in der Griffzone (ca. 50-80 cm Höhe) verstaut werden. Dort finden dann auch Einzelteile ihren Platz, die in Form oder Farbe nicht zum aktuell dekorierten Sortiment passen. [Foto: Süd Nord Kontor Regal „Haushalt“].

Mut zur Lücke

Nicht jeder verfügbare Platz im Regal muss mit irgendetwas gefüllt sein! Hilfreicher ist die Überlegung: „Wie viel Platz brauchen die Produkte, um ansprechend zu wirken? Wieviel darf höchstens im Regal sein, damit die KundInnen einen guten Überblick erhalten und an alle Artikel herankommen?“. Diesen Platz könnt ihr dann durch Umräumen, temporäres Wegräumen oder Auslistung schaffen. Wenn das nicht möglich ist, überlegt ehrlich, ob die Präsentation des Warenbereichs wirklich sinnvoll ist.

Und wie viel Platz braucht nun ein Themenbereich?

Hier arbeite ich nach der Regel „Wenn schon, dann richtig!“.

Für die Produkte eines Waren- oder Bedarfsbereichs sollte man mindestens (!) drei Regalböden verwenden, um den KundInnen eine interessante Auswahl anzubieten und das Thema optisch überhaupt erkennbar zu machen.

Der Bereich „Schicker Haushalt“ könnte dann auf drei Böden z.B. folgende Warengruppen enthalten:

  • Küchentextilien (Tischsets, Geschirrtücher, Topflappen)
  • Kaffeebecher (zwei bis drei Linien in unterschiedlichen Stilen/Farben) und
  • Küchenhelfer (Schälchen und Löffel aus Olivenholz, Salatbestecke, …).

Wenn man wenig Platz hat, sollte man auf einzelne Tischdecken, Salatschüsseln o.ä. verzichten. Wenn ihr also in eurem Weltladen fünf Regale für Kunsthandwerk mit insgesamt 20 Regalböden habt, dort aber mehr als sechs verschiedene Warenbereiche präsentiert, ist es vermutlich für eure KundInnen unübersichtlich und das Angebot innerhalb der Bereiche nicht tief genug. Eine Probe ist ganz einfach: Geht einmal in eurem Laden umher und benennt für jedes Regal (oder jeweils drei Böden) den dort präsentierten Themenbereich.

Das klappt nicht? Dann müsst ihr aufräumen ?

Es lohnt sich!

Ihr wünscht euch mehr Struktur in eurem Sortiment und eine noch bessere Warenpräsentation?

Vereinbart mit Katharina eine Schulung zur Sortimentsgestaltung und/ oder Warenpräsentation vor Ort in eurem Fachgeschäft.