Speckstein – mit viel Liebe zum Detail in Handarbeit gefertigt
Beeindruckend! Dies ist der erste Begriff, der mir beim Besuch der Specksteinproduktion in den Sinn kommt. Mir ist bis dato nicht bewusst gewesen, mit wie vielen Arbeitsschritten die Figuren, Herzen, Dosen und vielen weiteren Artikel ohne jeglichen Maschineneinsatz gefertigt werden. Tauche ein in eine traditionelle Handwerkskunst und folge mir auf den Weg zum Ursprung des kenianischen Specksteins nach Kisii.
Blick über die grünen Hügel in Tabaka, Kisii
1. Reise nach Tabaka
Auf der staubigen und steinigen “Straße” ruckelt es gewaltig, wir setzen mehrfach auf. 300.000 Dollar werde die Instandsetzung durch eine chinesische Firma kosten, erzählt uns Jim Kenyanya, in dessen Auto wir sitzen. Er hofft, dass dieses Großprojekt innerhalb der nächsten zwei Jahre umgesetzt werde, da es seine Arbeit und die der Produzenten vereinfachen würde.
Jim ist Marketing-Manager bei SMOLart, einem Handelspartner von El Puente. Er bringt uns nach Tabaka, einem Ort im County Kisii im Westen Kenias, der bekannt ist für seine Specksteinproduktion. Auf unserem Weg zu unserem ersten Ziel des Tages, den Steinbrüchen, wird Jim laufend von Menschen am Straßenrand gerufen.
„Niko na wageni“ (zu Deutsch. „Ich habe Gäste“) ruft er immerzu freundlich den vielen winkenden Menschen am Wegesrand und an den Häusern zu. Es herrscht Wahlkampf in Kenia. Jim erzählt uns, dass er ansonsten immer anhalten und mit jedem reden würde. Er kandidiert für den Abgeordnetenposten im Parlament des Counties Kisii für die Region Tabaka. Wie wir später erfahren, nehmen Lokalpolitiker auch immer Telefongespräche entgegen – egal zu welcher Uhrzeit. Ansonsten verärgern sie ihre Bürger.
Jim Kenyanya (SMOLart) und Michael Sommer (El Puente)
Google Maps Eintrag für SMOLart in Tabaka, Kisii (Kenia)
1. Reise nach Tabaka
Auf der staubigen und steinigen “Straße” ruckelt es gewaltig, wir setzen mehrfach auf. 300.000 Dollar werde die Instandsetzung durch eine chinesische Firma kosten, erzählt uns Jim Kenyanya, in dessen Auto wir sitzen. Er hofft, dass dieses Großprojekt innerhalb der nächsten zwei Jahre umgesetzt werde, da es seine Arbeit und die der Produzenten vereinfachen würde.
Jim ist Marketing-Manager bei SMOLart, einem Handelspartner von El Puente. Er bringt uns nach Tabaka, einem Ort im County Kisii im Westen Kenias, der bekannt ist für seine Specksteinproduktion. Auf unserem Weg zu unserem ersten Ziel des Tages, den Steinbrüchen, wird Jim laufend von Menschen am Straßenrand gerufen.
„Niko na wageni“ (zu Deutsch. „Ich habe Gäste“) ruft er immerzu freundlich den vielen winkenden Menschen am Wegesrand und an den Häusern zu. Es herrscht Wahlkampf in Kenia. Jim erzählt uns, dass er ansonsten immer anhalten und mit jedem reden würde. Er kandidiert für den Abgeordnetenposten im Parlament des Counties Kisii für die Region Tabaka. Wie wir später erfahren, nehmen Lokalpolitiker auch immer Telefongespräche entgegen – egal zu welcher Uhrzeit. Ansonsten verärgern sie ihre Bürger.
Straße in Tabaka
Jim Kenyanya (SMOLart) und Michael Sommer (El Puente)
2. Jim nimmt uns mit in die Steinbrüche
Beim Besuch der Steinbrüche zeigt uns Jim, wie Speckstein abgebaut wird. Und er berichtet uns von der GeschichteGeschichte des Specksteins
In der Region um Tabaka leben etwa 15.000 Menschen von der Arbeit mit Speckstein. Das Handwerk hat eine lange Tradition. Entdeckt wurde der weiche Stein hier im 18. Jahrhundert. Die damaligen Farmer fanden heraus, dass sich der Stein gut verarbeiten ließ. Sie begannen, daraus einfache Utensilien für ihr Heim zu erstellen, beispielsweise Schalen.
Mit dem Erscheinen der Europäer begann die kommerzielle Nutzung. Es wurden Ideen für erste Produkte, wie die beliebten Tierfiguren, entwickelt. Die Dinge, welche die Menschen im Alltag sahen, übertrugen sie in das Schnitzen.
Was ist Speckstein?
Speckstein ist ein hauptsächlich aus Talk bestehender, sehr weicher Naturstein. Nach der Mohs’schen Härteskala ist er gerade einmal mit einer 1 bewertet. Er lässt sich demnach sehr leicht bearbeiten. Speckstein kommt in unterschiedlichen Farben vor. Es gibt neben dem klassischen weißen Speckstein z.B. auch grauen und pinken. Die oberste Schicht in diesem Steinbruch in Tabaka ist grau. Mit der Tiefe ändert sich dann die Farbe. Jim erzählt uns, dass es auch Steinbrüche gibt, in denen ausschließlich weißer Speckstein vorkommt.
Bis zu 40 Menschen arbeiten in diesem Steinbruch. Sie schlagen Steine unterschiedlicher Größe heraus. Aus den besonders großen Steinen werden außergewöhnliche Skulpturen kreiert, wie z.B. ein Elefant.
Jim berichtet, dass sich seine Mitarbeiter die Steine selbst aus dem Steinbruch holen. Denn nur sie wissen, welche Steine sie für ihre Arbeiten benötigen. Das Herausschlagen übernehmen die Arbeiter im Steinbruch.
Arbeiter im Steinbruch in Tabaka, Kisii
3. Carving
Handwerker von SMOLart beim Durchsägen von Buchstützen
Die Mitarbeiter unserer Handelspartner SMOLart und Undugu transportieren im zweiten Produktionsschritt die ausgesuchten Steine zu ihren Werkstätten. Dort verkleinern sie diese mit unterschiedlich großen Sägen und Hacken bis zur gewünschten Größe. Anschließend schnitzen sie aus den Rohlingen die grobe Form.
Die körperlich schweren Tätigkeiten wie das Herausschlagen der Steine in den Steinbrüchen und das Sägen, Hämmern und Schnitzen übernehmen Männer.
Galerie: Schnitzen
Mitarbeiterinnen von Undugu beim Feinschleifen mit Schmirgelpapier
Im vierten Schritt werden die groben Formen geschliffen. Diese Arbeit führen traditionell Frauen aus. Sie verwenden dafür Wannen mit Wasser und unterschiedliche Stärken von Schmirgelpapier.
Das Wasser verhindert, dass Staub aufwirbelt. Für einen Artikel werden durchschnittlich rund 1,5 Stunden Schleifen benötigt – abhängig von der Größe. Nach diesem Arbeitsschritt werden die geschliffenen Artikel getrocknet. Je nach Wetterlage kann dies bis zu 24 Stunden dauern.
Galerie: Schleifen und Trocknen
Nach dem Schnitzen und Schleifen erfolgt die erste von zwei Qualitätskontrollen. Dabei kontrollieren die MitarbeiterInnen Form und Maß des Artikels und dokumentierten die Stückzahlen. Hat unser Produkt die Qualitätskontrolle bestanden, wird es eingefärbt und bemalt.
Der Prozess des Einfärbens/ Bemalens wird sowohl von Frauen als auch von Männern durchgeführt. SMOLart mischt die Farben selbst. Kleine Artikel wie Specksteineier werden in einer Plastiktüte gewendet, damit sich die Farbe überall verteilt. Bei schwarzen wird Schuhcreme verwendet. Neben den eingefärbten und bemalten Stücken gibt es auch viele naturbelassene.
Galerie: Einfärben und Bemalen
Verzieren eines Specksteinherzes
Sobald die Farbe getrocknet ist erfolgt die Verzierung (bzw. im Anschluss an das Trocknen, falls es sich um ein naturbelassenes Stück handelt). Um die feinen und geschmackvollen Muster einzukerben, verwenden die Mitarbeiter Messer.
Bei komplexen Mustern werden diese mit Bleistift vorher aufgezeichnet. Jedoch arbeiten die HandwerkerInnen bei den allermeisten Artikeln frei Hand. Dies sorgt auch für die Einzigartigkeit der handgefertigten Stücke.
Je nach Kundenauftrag gibt es neben den eingekerbten Mustern auch die Möglichkeit, Muster mit dauerhafter Tinte auftragen zu lassen.
Galerie: kunstvolles Verzieren
Wachsen und Polieren einer Specksteinfigur
Im Anschluss an das Dekorieren erfolgt die zweite Qualitätskontrolle. Hat das Produkt auch diese durchlaufen, wird es finalisiert. Durch das Wachsen und Polieren wird der Speckstein glatt und geschmeidig und darüber hinaus versiegelt. Zuletzt verpacken die MitarbeiterInnen im Versand alles sicher – und damit ist das Produkt „schon“ auf dem Weg zu Ihnen.
Produktentwicklung bei Undugu: die Kollektion „Edged“
Unsere Handelspartner designen ihre Produkte selbst. Dies ist uns bei El Puente sehr wichtig. Denn dadurch findet die Wertschöpfung im Ursprungsland statt – Arbeitsplätze im Bereich Design werden geschaffen.
Zur Unterstützung schulen wir die Designer beim jährlich stattfindenden Design-Workshop. Bei unseren regelmäßigen Besuchen vor Ort entwickeln wir die Ideen unserer Partner gemeinsam mit diesen weiter. Eine besonders exklusive Serie ist aus unserem jüngsten Treffen mit unserem Handelspartner Undugu entstanden: die „Edged“-Kollektion.
Entwicklung des „Edged“-Designs bei Undugu in Tabaka
Die Kollektion "Edged"
Naturbelassener Speckstein, aufwändige Dekorationen, stilvolles Design – das sind die Zutaten dieser hochwertigen Kollektion bestehend aus:
Undugu Fair Trade kreiert für dich außergewöhnliche und in vollständiger Handarbeit gefertigte Speckstein-Produkte. Jedes Exemplar ist einzigartig.
9. Zusammenfassung: Der Produktionsprozess im Überblick
1. Steine vom Steinbruch holen
Die Handwerker von SMOLart und Undugu holen sich ihre Steine selbst aus dem Steinbruch. Denn nur sie wissen, welche Farbe und Größe sie benötigen. Darüber hinaus ist so die Qualität sichergestellt.
2. Steine zerkleinern
Nach dem Transport zur Werkstatt zerkleinern sie die Steine bis sie diese in die grobe Form bringen können.
3. Schnitzen
Für das sogenannte „Carving“, also das Schnitzen der Steine in die grobe Form, verwenden die Handwerker oftmals ihre eigenen Werkzeuge.
4. Schleifen mit Schmirgelpapier
Mit 4 unterschiedlichen Stärken Schmirgelpapier bearbeiten Mitarbeiterinnen die grobe Form. Das Schleifen mit Wasser stellt sicher, dass Staub vermieden wird. Dieser Teelichthalter wird ca. 1 1/2 Stunden lang geschliffen.
5. Einfärben
Nach dem Trocken und einer Qualitätssicherung werden die Produkte eingefärbt. Neben den bemalten Specksteinartikeln gibt es auch viele naturbelassene, die im Anschluss an das Trocknen direkt zum nächsten Arbeitsschritt gelangen.
6. Verzieren
Um die feinen und geschmackvollen Muster einzukerben, verwenden die MitarbeiterInnen Messer.
7. Qualitätssicherung
Nach der künstlerischen Verzierung werden erneut Maße und Muster kontrolliert.
8. Wachsen und Polieren
Das Wachsen und Polieren macht die Stücke geschmeidig und versiegelt sie gleichzeitig.
9. Verpacken
Nach einem langen Produktionsprozess gehen die wertvollen Produkte sicher verpackt auf den Weg.
Welches ist dein Lieblingsprodukt?
Im Weltladen findest du viele schöne und handgemachte Produkte. Welches gefällt dir am besten?
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